Wieviel Baß braucht der Hörer...

Zumeist kleine kompakte Böxlein à la Black Joe bevölkern heute die Wohnzimmer. Die Frau des Hauses wird in der Mehrheit der Fälle wohl gegen eine Wandschrankgroße Ausführung einer "Visaton Atlas" sein. Im Original etwas 1,80m hoch! Nicht nur um des lieben Friedens willen ist eine kompakte Lösung auch sehr gut. Da im Bass aber Defizite bei kleinen Boxen zweifellos vorhanden sind, bietet sich hier zur Lösung des Problems ein Spezialist an: der Subwoofer

TIW250 und Proteus 2.0

Welches Chassis? Welches Modul? Wie viel will man für Anforderung X anlegen? Ich habe mich für den TIW250 entschieden. Klingt zunächst als Konzept etwas langweilig, überzeugt am letztlich voll. Nach jahrelangem Probieren mit zig Chassis sehe ich im TIW zunächst eine sehr gute Verarbeitung und zweitens ein Chassis, was sich gut für Bassreflex und auch für eine geschlossene Variante eignet. Der Preis mag ein wenig hoch erscheinen, hier muss man halt den Wermutstropfen in kauf nehmen. Ich kenne viele Leute, die sind schon bereit nennenswertes Geld für einen Fertig-Sub auszugeben. Und denen kann man mit einem SB-Preis von rund € 500,- allemal was besseres bieten. Vorausgesetzt, man legt Hand an.... zum Beispiel einen selbstgebauten Verstärker für den Sub ... der tat es während der Tests auch, letztlich wurde aber aus naheliegenden Gründen (Filter) der Proteus 2.0 verwendet. Proteus 2.0 kennt jeder, daher verzichte ich hier auf eine Abbildung.

 

Während der Tests entstand dieses Bild. Morphy und der Sub. Links Variante mit zwei AL200 in 35 Litern. Auch nicht schlecht! Aber ein 25er ist in den tiefsten Gründen im Vorteil, das hört man dann irgendwann auch.

Einige Phasen des Gehäusebaus

Anfänger werden nun vor allem fragen: ja, aber wie bekommt man den TIW  versenkt, wie eine ansprechende Frontplatte? 

 

Ganz einfach. Das Gehäuse sollte in diesem Fall so schmal wie nur irgend möglich werden. Das kommt einem entgegen, wie man auf dem Bild sieht, denn dann kann man die Seitenwände direkt an den TIW anstossen lassen. Also: Breite TIW 245mm = Breite Front (ohne Seiten) auch 245mm. Die Front selbst wird aus 13mm Span und 19mm MDF gefertig. Die Spanplatte erhält den Auschnitt des TIW (leicht mit Stichsäge und Schleifen herzustellen). Dann MDF und Span miteinander verleimen. Bis auf das Einbauloch und Furnier/Lack also schon fertig. Das Einbauloch wird erst nach Zusammenbau des Gehäuses gesägt. Man sieht auf dem Bild, dass der Rand nicht mehr sonderlich stabil wäre, da er sehr schmal ist.

 

Für den Bassreflexkanal kann man sich das Geld für Fertigprodukte sparen. Entweder man verwendet HT-Rohre aus dem Baumarkt (Sanitärabteilung). Die gibt es in etlichen Dicken und Arten. Oder man fertig sich wie hier einen Kanal aus Spanplatten an. Unten das ziemlich weit gediehene Gehäuse und der Kanal.

Abmessungen: innen 245mm breit, 560mm hoch und 330mm tief. Das ist aber nach meinen Erfahrungen unkritisch, selbst eine Toleranz von 10-20 Prozent brachte den Sub nicht in Verlegenheit, wenngleich ich bei etwa 30 Liter die Unterkante sehen würde.

Den Schlitz für den BR-Kanal sägt, feilt und fräst man nach Einleimen des Kanals.Die Maße des Kanals sind: 260mm tief bzw. lang, der Querschnitt an der Front ist 18mm hoch und 210 mm breit.

 

 

Das Furnier soll natürlich mindestens so breit sein wie die zu furnierende Flächen! So treten keinerlei Problem mit den Ansätzen auf. Das Furnieren wird somit fast zu einem Kinderspiel.

So sieht es aus, wenn ein Stück Furnier beleimt ist. Unten die Front dazu. 

Überstehendes Furnier wird GROB mit einem scharfen kleinen Küchenmesser entfernt, den letzten Millimeter entfernt ein Schwingschleifer. Das gibt einwandfreie Kanten für den Ansatz/Abschluss. Ansonsten verweise ich auf den sehr guten Artikel in einer Klang und Ton. Da wird ausführlich beschrieben, wie man mit diesen Werkstoffen hantiert.

 

Das Furnier ist komplett aufgebügelt. Beize nach Bedarf und Geschmack. 

 

Rollen drunter, und Hörtest. 

Als erstes fiel der Bass meiner Frau auf, die meinte es täte weh, das wäre ein merkwürdiger Klang. Das sehen die Tiefbasshungrigen wohl ganz anders!!!

Nach einiger Zeit der Anpassung und Eingewöhnung steht aber fest: das Bassreflexrohr wird verstopft, die geschlossene Varianten fügt sich wesentlich unauffälliger ins Geschehen ein. Geschmacksache, ich spare mir hier auch weitere Klangbeschreibungen, man muss dieses erstklassige Teil mal hören. Im Gegensatz zu Subwoofern mit Bassreflexöffnung oder sogar Passivmembran ist das eine schnelle und dynamikfreudige Variante mit einem erstklassigen Chassis. Die Verstärkerleistung des Proteus 2.0 reicht vollkommen aus, die Einstellungsmöglichkeiten im Bass sowie für den Satelliten sind hervorragend. Der Klang der Satelliten gewinnt durch Wegfiltern der tiefen Bassanteile stark hinzu. Das muss man hören!

 

Soll nicht verheimlicht werden: es wurde auch eine Version mit zwei TIW versucht.

Wie heißt es so schön: die erste Box baut man für seine Feinde, die zweite Box für seine Freunde, und die dritte Box für sich selbst ;-) das hier war die zweite...

 

Messungen

Messung am Bassreflexrohr. Mikro einfach in die Röhre gelegt (nicht ganz so laut, damit dem Mikro nichts passiert).

 

Messung Membran Ganznah-Feld! Insgesamt kann man mit beiden Messungen zufrieden sein, was den Tiefbass angeht.

 

So sieht der gesamte Sub Br offen aus am Hörplatz. Ohne Tiefbassanhebung

 

...und das ist die Messung am Hörplatz mit plus 6dB bei 20 Hz. Es ist leicht anders klanglich, aber das sind keine großen Unterschiede.

 

Der TIW250-Sub mit Morphy. Mikro am Hörplatz. So sieht es aus, was klanglich keinerlei Wünsche mehr offen lässt! Man sieht, dass alles theoretische Simulieren nicht den Einfluss von Raumgröße und Ausstattung mit erfassen kann. An dieser Stelle der Hinweis, dass Morphy über einen vorbildlichen 1m-Frequenzgang verfügt mit entsprechend kleinem Messfenster.

 

Gleicher Sub in einem Dachgeschoss mit einem Satelliten von Thomas (20er Peerless mit Vifa XT25). Berhringer-Weiche, Proteus-Filter gebrückt. Hierzu muss man sagen, dass nach Verwendung des Proteus Filters die Sache etwas besser aussah. Und vor allem diese Senke durch Einstellung der Phase auf 90°  besser wurde. Leider bietet die Behringer Weiche, die Thomas verwendet nur einen 180° Schalter.

Fazit aus etlichen Stunden Meßtätigkeit: der Hörraum stellt meines Erachtens den wichtigsten Faktor in Punkto Basswiedergabe dar. Man kann durch aufwendige Technik, aktive Weichen probieren was das Zeug hält, aber man bekommt diese elendigen Resonanzen nicht richtig in den Griff. So ist die 75Hz Resonanz in meinem Hörraum entsprechend vorhanden, sobald in dem Bereich Signale vorhanden sind. Die Unterschiede der Nahfeldmessung und der Messung am Hörplatz zeigen dies eindrucksvoll.

Die Frage ist natürlich, wie sieht es mit teueren, besseren Meßsystemen aus? Ist das was DLSA hier anzeigt ernst zu nehmen? Ich finde schon, denn alle Schritte, die wir unternahmen, konnten wir anschließend akustisch nachvollziehen.

Der TIW250 ist in dieser Form einer der besten Subs die ich bisher hörte. Selbst der TIW400 von Thomas mach nur ein Quäntchen mehr Tiefe, aber kann sonst auch nicht erwähnenswert viel mehr, Diskopegel mal ausgenommen.

An dieser Stelle geht auch mein Dank an Dirk, an Thomas und andere, die sich bemühten - und an den technischen Leiter der Firma Visaton Herrn Hausdorf, der auf meine offenen Punkte mit fachkundigem Rat zur Seite stand! So ist dieser Sub eigentlich auch wieder ein Produkt eines Teams! Ganz so, wie ich das mag.