Eine Box, viele Gesichter...

Die nachfolgenden 3 Stories sollen zeigen, wie sich eine Box, die ADW Minuetta, im Laufe von rund 3 Jahren optisch verändert hat.

         

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Minuetta 2005 / 2006

(Köln, 07.11.2005, Stefan Birkenheuer) Alles begann damit, dass ich mir Ende Januar diesen Jahres ein paar neue CDs gekauft habe und nach langer Zeit mal wieder "aktiv" Musik hören wollte. Als mir dann verschiedene Sänger/innen nur entgegen plärten und der Bass konturlos, zu leise und völlig unhomogen die Musik zerriss, war klar was ich als Nächstes brauchte: ein Paar neue Boxen mussten her. Wichtig war mir dabei, dass die Box diesmal so wenig Kompromisse wie möglich haben sollte, deswegen schwankte ich zwischen 2 Weg zzgl. Subwoofer, 2.5 Wege oder echte 3 Weg - Kombination hin und her. Es gibt nur sehr wenige Boxen die mich nachhaltig begeistert haben, wobei ich das bei fast allen Exemplaren immer erst später realisiert habe, denn viele Boxen verstehen durch Effekte wie z.B. kräftige Höhen oder fette Bässe zu beeindrucken, aber auf die Dauer sind diese Boxen einfach nur nervig. Die wirklichen Überflieger sind aber einfach nur dazu da, um schön die aufgelegte Musik in den Raum zu stellen und genau das wieder zu geben, was der Künstler geschaffen hat. Klaus' neuer Blackjack hat mir bereits sehr gut gefallen, mangels Mitteltieftöner konnte ich den aber nicht nachbauen. Bei Udo Wohlgemuth bin ich dann fündig geworden: Seine neue Minuetta schien auf Anhieb das Meiste richtig zu machen, nicht zuviel und nicht zuwenig. Für meinen Raum mit rund 25qm war die Box auch noch nicht zu groß. Eine Box im Format einer Duetta jedenfalls wollte ich mir nicht ins Zimmer stellen, dafür war der Hörabstand zu niedrig und die Boxen einfach zu wuchtig.

Schnell beim Baumarkt um die Ecke die Zuschnitte besorgt, Schallwand bearbeiten lassen und geflucht, weil die längeren Bretter krumm und schief waren. Nachdem ich mir einige Preise bei professionellen Herstellern und ortsansässigen Schreinern eingeholt hatte, war mir klar, dass ich mal wieder Hilfe brauchte. Und wer Blackjack, Blackjoe, VisaTom usw. von Klaus einmal gesehen (und gehört) hat, weiß, dass dieser Mann sein Handwerk versteht. Ich durfte mich dann im Nachhinein glücklich schätzen dass Klaus die ganzen Schreinerarbeiten übernommen hat, denn natürlich wollte ich nicht nur ein paar MDF Kisten mit ein bisschen Lack drauf, sondern ein schönes Gehäuse welches zu meinen Möbeln passt und dem man das DIY nicht von Weitem bereits ansah.

Zuerst ging es los mit der Planung: Bei der K+T Minuetta wird die Schallwand von den Seitenwänden umrandet, was aber dazu führt, dass nach den Ausfräsungen nur noch knapp 2mm Material zum Rand hin stehen bleiben, was die Angelegenheit kompliziert macht. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, die Schallwand plan aufliegen zu lassen und das Gehäuse entsprechend um zu konstruieren. Da nach der Anschaffung der Minuetta mein Budget begrenzt war, wurde die Box selbst aus MDF gebaut und die Schallwände aus Multiplex. Nach meiner schlechten Erfahrung mit den letzten Baumarktzuschnitten war ich dann gespannt, was Klaus von seinem Baumarkt mitbringen würde:

Die ersten Schallwände wurden aus 21mm Multiplex zugeschnitten. Mit denen war Klaus nicht zufrieden, nach dem Motto "wenn schon denn schon" musste der Baumarkt nochmal ran. Da aber 21mm Multiplex nicht mehr lieferbar war und ich von Natur aus sehr ungeduldig bin, haben wir 30mm Multiplex genommen. Mein lieber Schwan, 30er MPX macht schon was her, die Zuschnitte sahen auch wirklich top aus. Den Boxenkorpus hat Klaus in den darauffolgenden Tagen "mal eben" zusammen geleimt. So staunte ich nicht schlecht, dass am 29. Oktober, also gerade mal 3 Tage nach dem Einkauf die ganzen Boxen schon ziemlich weit gediehen waren:

Man staunt ja als Laie schon nicht schlecht, mit welchen Hilfsmitteln die Boxen entstehen. Wichtig für jeden Boxenbauer ist aber eine ausreichende Menge an guten Schraubzwingen und Hilfsbrettchen:

Auf diesem Bild schön zu sehen ist das Brett hinter der Kammer des ER4. Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken mit Hilfe des ER4's ein paar Weichfaserplatten zusammen zu quetschen. Aber sowohl Udo als auch Klaus hatten auch dafür eine Lösung parat: Die Hochtonkammer wurde später mit Weichfaserplatten gefüllt, als oberste Schicht kam Moosgummi zum Einsatz.

Weiter gehts mit den Bassgehäuse. Hier wurde die Versteifung etwas vereinfacht. Im Nachhinein entpuppte sich das nicht unbedingt als Nachteil, wobei auch die Matrix Versteifungen von K&T bzw. Udo natürlich ihren Charme haben, aber wenn da mal ein mm nicht passt, hat man den Salat, und bei unseren Baumarkterfahrungen ist eine einfachere Versteifung sicherlich nicht verkehrt. Beim Bassteil sollten die Versteifungen allein bleiben, da hier Weichfaserplatten nicht / kaum helfen.

 

 

Das nächste größere Problem (bzw. die nächste größere Herausforderung) waren die Schallwände. Denn nach der Freude über 30mm Multiplex kam die Ernüchterung, dass das mit dem Ausfräsen nicht so einfach werden würde. Meine Idee war, zuerst von der einen Seite, anschließend von der anderen Seite zu fräsen. Gemacht wurde dann aber Folgendes: Der Bassreflexkanal wurde eingezeichnet und grob mit der Stichsäge ausgesägt (bei gerade mal 19mm Breite war das auch nicht so einfach). Die Schallwände wurden dann mit Dübeln auf das teilfertige Bassgehäuse fixiert, der Rest erledigte dann der Bündigfräser. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Nach dem Bearbeiten mit dem Abrundfräser, der später noch die komplette Box abrunden durfte, sah der Bassreflexkanal richtig professionell aus. Nachmessen mit der Schieblehre ergab eine Abweichung von kleiner 1mm - das passte also auch perfekt.

Wo gehobelt wird, fallen Späne, hier direkt in den fertigen Boxenkorpus:

Schon nach knapp 3 Stunden werkeln konnte der Programmierer aus Köln nicht mehr und musste sich erst einmal setzen. Schade, wenn man keine Kondition mehr hat, aber ich arbeite daran...

Als ich mir dann die Stichsäge schnappte, um die oberen Schallwände auszusägen, rannte Klaus los und holte den Verbandskasten und programmierte den Notruf auf die Kurzwahltaste seines Telefons...

 

Nutzte alles nichts: Patient schwerverletzt, wie man auf dem nachfolgenden Bild sehen kann. Da half nur Ebay: neues Workmate bestellen. Ich hab die defekte Variante dann gleich mitgenommen und beim späteren Zusammenbauen auch direkt schätzen gelernt. Es geht doch nichts über das passende Equipment, wenn mal die dritte Hand fehlt...

Nach einigen Tagen Marathon Boxenbau sah der Kellerraum aus wie *PIEEEP* und wir brauchten alle eine Pause, am Besten bei einem Bierchen. Am nächsten Tag hat Klaus dann noch die restlichen Fräsungen gemacht. Anschließend war Keller saubermachen angesagt. Ich kann an der Stelle nur jedem empfehlen, Fräs- und Sägearbeiten an MDF nur im Freien zu machen oder zumindestens die Umgebung abzudecken. Der MDF Staub war in allen Regalen zu finden und es hat schon einige Zeit gedauert, bis der Keller wieder einigermaßen ansehnlich war. Anschließend habe ich dann zu Hause weitergearbeitet. Mangels vernünftiger Digicam hab ich nur noch wenige Bilder gemacht. Während der ersten Gehäusearbeiten hab ich dann schon die Weichen aufgebaut. Dabei habe ich teilweise Bauteile zum Bausatz dazubekommen, darüber hinaus konnte ich mich aus meiner Sammlung bedienen, die ich noch von früheren Projekten hatte. Udo empfahl mir für die Hochtöner Teapo Kondensatoren, weil die am neutralsten klingen. Ich bin der Meinung dass man bei so einem Projekt auch durchaus einmal mehrere verschiedene Weichenbauteile ausprobieren kann, um mal festzustellen, ob die verschiedenen Teile wirklich einen Unterschied machten oder nicht. So fand ich in meiner Restekiste noch einen passenden Audyn Plus Cap und eine passende Ferrobar Spule. Ich habe die Weichen dann getrennt nach Mittelhochton und Tieftonpart aufgebaut. Hier mal ein Bildchen von der MHT Frequenzweiche, aufgebaut freiluftverdrahtet auf einem 12x15cm Brettchen:

Weiter ging es mit der Endverarbeitung der Gehäuse. Für die Schallwand hatte Klaus auch direkt das Passende parat: OSMO Hartwachsöl. Sieht aus wie Bienenhonig, wird aber vermutlich nicht so süß schmecken. In mehreren Arbeitsschritten habe ich dann die Schallwand geölt, das überschüssige Öl aufgefangen, trocknen lassen, anschleifen mit 240er Schmirgelpapier und wieder von vorne. Die Maserung kommt dadurch sehr gut durch, auch wenn ich die Einschätzung von Klaus nicht teile dass das Hartwachsöl "foolproof - designed" ist. Aber nach ein wenig Übung sahen die Schallwände ganz annehmbar aus. Nun fehlte noch die Lackierung für die eigentlichen Gehäuse. Hier habe ich mich für Granitlack entschieden. Zuerst wurden die Boxen mit grauer Abtönfarbe grundiert. Anschließend kamen mehrere dünne Schichten Granitlack auf die Boxen. Ich bin wider Erwarten mit knapp 3 Dosen hingekommen, auch wenn ich noch einige Stellen nachbearbeiten muss.

An der Stelle hab ich noch eine kleine Erweiterung der Bassreflexgehäusequerversteifung (cooles Wort) vorgenommen, und anschließend brauchten "nur noch" die Schallwände draufgeleimt,

die selbstgebastelten Terminals ausgesägt und eingebaut, die Chassisverschraubungen vorgebohrt, die Weichen im Gehäuse untergebracht und die Kabel verlegt werden. Alles in Allem nochmal eine ganze Woche Arbeit.

Gestern abend wurde ich dann endlich fertig, nachdem mir noch ein 2mm Bohrer abgebrochen war. Kurz zuvor waren ein paar meiner CDs nach langer Odysee zurückgekehrt, und so legte ich nachdem ich die Boxen an meine AVM Kombination angeschlossen habe zuerst einmal Norah Jones auf. Die Aufnahmen sind sehr stimmenbetont, und die Box wurde bei den ersten Tönen schon ihrer Familie gerecht: Ich kenne keinen Hochtöner, der auf so unspektakuläre Weise durch diese ansatzlose Selbstverständlichkeit auffällt, mit der er die feinsten Details aufdeckt. Der ER4 ist einfach ein Hochtöner für sich, da kann auch der große ESS AMT nicht mithalten. Ich als ehemaliger Minihochtonhorn-Fan musste mich natürlich schon noch ein wenig umgewöhnen, aber wenn man genau darauf achtet, fehlt nichts, ausser jeglicher Schärfe und jeglichem Nerven in den Höhen. Als nächstes fiel mir der Bass auf. Dies ist ungelogen die erste Box, bei dem ich von Anfang an überzeugt bin dass sie genug Bass hat. Vielleicht wird mir in den nächsten Tagen ein Bekannter helfen, meinen Raum noch etwas zu optimieren, aber die Minuetta ist auch was die Aufstellung betrifft sicherlich keine komplizierte Box. Desto besser die komplette Wiedergabekette, desto besser der Klang. Hier macht tunen richtig Spaß. Zu guter letzt fiel mir die für eine 3 Wege Box sehr gute Homogenität auf. Boxen gibt es wirklich nicht zu hören, der Klang ist da und von wo er kommt, kann ich nicht sagen. Nachdem ich mich durch einige Scheiben meiner Lieblingsmusik durchgehört habe und die Box langsam warm wurde, kann ich nur noch die enorme räumliche Tiefe der Boxen hervorheben. Ich kenne kaum eine Box, die einen solch großen Raum mit präziser Ortung aufmacht wie diese. In den nächsten Tagen werde ich wohl noch mehr neue Facetten entdecken, aber auch wenn einige behaupten dass die Weiche der Minuetta noch weit vom Optimum entfernt ist, kann ich nur sagen dass es sich um eine echte Spitzenbox handelt. Wer wie ich einfach nur eine Box zum Musikhören haben möchte, die den Raum für Verbesserungen nach oben möglichst klein halten soll, dem kann ich nur empfehlen einmal zu Udo Wohlgemuth zu fahren und sich dort die verschiedenen Varianten der Eton - Familie anzuhören. Es gibt sicherlich viele Alternativen die unter Anderem auch hier auf der Homepage von Klaus zu finden sind, aber die Marschrichtung ist klar: Lieber einmal keine Kompromisse eingehen und sich hinterher zufrieden zurücklehnen als sich ständig Gedanken darüber zu machen was denn noch alles verbessert oder verändert werden könnte, denn das lenkt vom eigentlichen Ziel ab: Musik hören!

Für mich bleibt als Fazit erst einmal der denkwürdige Aufwand der bei der Herstellung der Boxen entstanden ist. Für ein aussergewöhnliches Endprodukt steigt der Arbeitsaufwand einfach überproportional an. In diesem Zusammenhang ist mir gleich mehrfach durch den Kopf gegangen, dass man sich besser vorher genau überlegt was man seinen Bekannten / Freunden zumutet mit denen man zusammen an einem Projekt arbeitet. Viele Arbeitsschritte - wenn einmal das Grobe erledigt ist - halten ungemein auf. Ich kann nicht mehr tun als mich nachhaltig bei Klaus für seine großartige Hilfe zu bedanken. Trotzdem muss ich sagen dass sich der Aufwand in jedem Fall gelohnt hat, die Box ist sowohl optisch als auch vom Klang her ziemlich optimal geworden und entspricht genau meinen Vorstellungen. Ein paar abschließende Arbeiten fehlen noch, aber im Großen und Ganzen ist die Box fertig und ich bin bisher sehr zufrieden. Jetzt kann ich mich endlich abends entspannt zurücklehnen und gute Musik genießen.

Viele Grüße aus Köln

Stefan Birkenheuer