Pimp my Blackbox?

"Das Bessere ist des Guten Feind?" - jeder Hifi Enthusiast wird diese uralte Redewendung sicherlich bestätigen können. Nachdem im April 2005 ein Polypropylen Chassis die Eton Kevlars entgültig abgelöst hat, war die letzte Version der Blackjack lange Zeit meine Referenz und es stellte sich die berechtigte Frage, ob überhaupt noch eine Steigerung möglich war. Niemand, der die Box gehört hat, hat offen Zweifel an der Wiedergabequalität geäußert. Trotzdem denkt man nach einiger Zeit über die ein oder andere Veränderung nach. 3 Wegeriche wie VisaTom oder LongJoe bieten noch zahlreiche Möglichkeiten, und so entstanden diverse Konzepte für eine schlanke 3 Wege Box. Dummerweise waren die passenden Chassis nirgendwo zu bekommen. Bei Intertechnik waren die neuen Seas-/Excel - chassis mit Papiermembran nicht lieferbar, und auch neuere Vifa Chassis waren nur im  Ausland zu bekommen. Weitere Veränderungen sollten im Hochtonbereich Einzug erhalten, erinnerte der Morel in "Morphy" und diverse Experimente mit Seas Noferro Kalotten daran, dass diese einen anderen Raum wie der ER4 aufmachten. Als Zwischenlösung angedacht entstand so eine Box mit Morel Supreme und einem Vifa XT18 Papierchassis:

In der Testbox eingesetzt offenbarte der Hochtöner durchaus Qualitäten und konnte vor allem in der räumlichen Abbildung gegenüber dem Eton AMT punkten, letzten Endes war der Gesamteindruck des Morel Hochtöners aber eine halbe Klasse schlechter als der vom ER4. Es fehlte die viel gerühmte Luftigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der der ER4 feinste Details auflöst ohne dabei nervig zu sein oder gar vorlaut zu wirken. Alle Details sind einfach da. Trotzdem hat sich dieser Schritt gelohnt, denn der XT18  zeigte, dass mit dem Polypropylen in der 2005er Blackjack was Bassqualität anbelangt doch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht war. Der blaue Vifa lieferte abgrundtiefe, furztrockene Bässe ohne jegliches Dröhnen, sodass die Frage nach Bassunterstützung durch ein größeres Chassis sich nicht mehr stellte. Ein gutmütiger Rolloff war auch dem Vifa XT18 zu eigen, und so stellte sich als nächste Frage ob der Übergang zwischen dem Vifa und dem ER4 mindestens genau so gut gelingen würde wie mit dem Polypropylenchassis der Blackjack. Nach den ersten Weichenentwürfen zeigte sich zu meiner Überraschung dass auch hier noch eine Steigerung zur Blackjack möglich war, denn die Box spielte mit dem ER4 wie aus einem Guß. Messungen ergaben, dass sich eine nahezu perfekte Summenbildung ergab, verpolung ergab eine tiefe Schmalbandige Senke - dazu fehlte bei richtiger Polung jeglicher Bruch zwischen Tiefmitteltöner und Hochtöner. Auf Grund der höheren Trennung zwischen Bassmitteltöner und Hochtöner konnte die Schwäche des ER4, eine Stufe unterhalb von 3 KHz, auch bei Blackjupp umgangen werden - der Frequenzganz verläuft schnurgerade. Aus einer Zwischenlösung aus Langeweile ist nach wenigen Korrekturen an der Weiche eine Klasse-Box geworden, mit der ich bis heute gerne Musik höre. Der direkte Vergleich mit der 2005er Blackjack war mangels zweitem Paar ER4 nicht möglich, dürfte aber allemal interessant werden.

 

Hier noch eine Variante, die zwischendurch mal als Kellerbox ihr Dasein fristete, bis Rainer sie aus dem Schlaf weckte und mit einem Rüsterfurnier verhübschte. 

Das Furnier ist sehr wellig und muss ausreichend gewässert werden. Ich würde aber meinen, das es auch Rainers erster Furnierversuch war, dass auch engagierte Anfänger es damit versuchen können. Zunächst vielleicht Tests machen, nicht sofort die Box furnieren. Das Ergebnis ist in jedem Fall sehr reizvoll und von wesentlich teureren Fertigboxen nicht zu unterscheiden! 

Um die Reihe der BJs zu erweitern entstand mehr aus einem Scherz heraus dann der Name Black Jupp. Auch bei der äußerlichen Gestaltung gab es bei der Box eher eine Evolution statt einer Revolution:

Ein etwas anderes Furnier brachte frischeren Wind ins Wohnzimmer, ohne dabei aus dem Rahmen zu fallen.  Es bleibt zu sagen, daß das Furnier real sehr viel intensiver aussieht. Die Fotos bringen das nicht rüber.

Innenaufbau wie gehabt: Einfache Versteifung, locker mit Dämmmaterial befüllt, Kammer hinter dem ER4 aufgefüllt sodass der Hochtöner auf ein geschlossenes Gehäuse arbeitete. Die Box wird nun bis auf Weiteres mein Wohnzimmer beschallen, es fehlen nur noch ein paar passende Boxenständer, die bereits in Arbeit sind. Experimente mit Subwoofern zeigen eigentlich immer nur wieder, dass ein guter 2Wegerich bezüglich der Basswiedergabequalität zwar nicht die alleruntersten Oktaven druckvoll wiedergeben kann, aber wirklich fehlen tut eigentlich nichts. Und das, was man im Tiefbass tatsächlich noch vermissen könnte, macht die erstklassige Homogenität wieder wett. Dementsprechend gut ist auch die Fähigkeit zur räumlichen Wiedergabe, Breiten- und Tiefenstaffelung sind sehr gut. Kleine Veränderungen an der Weiche lassen den Sänger mal 2 Meter hinter den Boxen, mal genau dazwischen oder wenn gewollt auch etwas davor erscheinen. Hier zeigt sich, dass mit gut harmonierenden Chassis der Umsetzung des eigenen Hörgeschmacks praktisch keine Grenzen gesetzt werden. Nun warten wir gespannt auf die nächsten Ideen, denn auch hier heißt es wieder: Das Bessere ist des guten Feind...

 

Dass die Vifa's allemal ihr Geld wert sind und zudem auch sehr gut zum ER4 passen zeigt auch die Box, die Jörg gebaut hat. Ich hab nur bei der Entwicklung der Weiche geholfen: